Am letzten Wochenende war ich Gast zur Eröffnung von Manfred Scharnberg aktueller Ausstellung "Von heute auf morgen". Bewegend, emotional, aufrüttelnd, im Zeitkontext, eine klare Empfehlung!

Die neue Ausstellung im Max Hünten Haus thematisiert ostdeutsche Lebensrealitäten, den gesellschaftlichen Wandel und vor allem die tiefgreifenden Umbrüche in Mecklenburg-Vorpommern nach der Wende – zeigt aber gleichzeitig auch die Kraft zur Erneuerung. Einen besonderen Fokus legt die Ausstellung auf die regionale Nähe zur Vinetastadt Barth und Rostock.
Wie verändert sich eine Gesellschaft – nicht abstrakt, sondern im konkreten Lebensumfeld der Menschen in Rostock, Barth und Anklam? Dieser Frage geht die Ausstellung „Von heute auf morgen“ nach. Fotograf Manfred Scharnberg dokumentierte Anfang der 1990er Jahre die Veränderungen in Mecklenburg-Vorpommern nach der Wende. Drei Jahrzehnte später kehrte er zurück, um dieselben Orte erneut zu fotografieren. Entstanden ist ein fotojournalistischer Zeitsprung, der Wandel sichtbar macht: als Prozess, als Bruch, als stille Kontinuität. Die Ausstellung trifft einen Nerv, denn nie war das Thema Transformation aktueller. Wie reagiert eine Region auf wirtschaftliche und politische Umbrüche? Welche Geschichten erzählen Menschen, deren Lebenswelt sich von Grund auf veränderte? Und welche neuen Perspektiven entstehen heute? Transformation als Lebenserfahrung.
Scharnbergs Arbeit verweigert einfache Narrative. Seine Fotografien – ergänzt durch Audiointerviews des Journalisten Wolfgang Heidelk – zeigen: Die ostdeutsche Gesellschaft hat in den letzten 35 Jahren enorme Anpassungsleistungen erbracht, die im öffentlichen Diskurs oft untergehen. Zwischen Aufbruch und Enttäuschung, Verlust und Neuanfang entstehen Bilder, die den Wandel nicht erklären, sondern ihn fühlbar und nachvollziehbar machen. 21 spannende Fotografien, erläuternde Bildunterschriften und begleitende O-Töne ergeben ein lebendiges Porträt ostdeutscher Realitäten – jenseits der Schlagzeilen über Wut, Protest und Extremismus. Die Ausstellung bringt die Menschen zurück in den Fokus, als Akteure einer Veränderung, die bis heute anhält und noch lange andauern wird.
Zukunft braucht Erinnerung. „Von heute auf morgen“ ist kein Rückblick, sondern ein Denkanstoß: Wo steht der Osten heute – und wohin bewegt er sich? Die Antworten liegen in der Geschichte. Und in Bildern, die den Wandel sichtbar machen. Scharnbergs Werk zeigt: Transformation ist mehr als ein politisches Schlagwort – sie ist gelebte Realität.
Veranstaltungsort:
Schulstraße 3
18374 Zingst

Manfred Scharnberg, arbeitet heute als Fotojournalist vorwiegend an eigenen Projekten.
Biografie:
Zudem ist er als Kurator für Fotoevents tätig und ist im Kulturhaus Mestlin wie im Verein AUSLÖSER ehrenamtlich engagiert. Der an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg ausgebildete Diplomdesigner veröffentlichte unter anderem im „Stern“, „ZEIT Magazin“, „Süddeutsche Magazin“, „Natur“, „MAX“ ….. Außerdem arbeitet er als Autor und Blattmacher. Seine Texte zu Medienthemen waren im „Medium Magazin“ und bei „camera“ zu lesen. Für einige seiner Print-Entwicklungen übernahm Manfred Scharnberg auch die Chefredaktion, zum Beispiel bei der Gastronomie-Fachzeitschrift „progusto“ im g3plus Verlag sowie bei der Magazinreihe „Tours de France“ für den französischen Fremdenverkehrsverband „Maison de la France“. Die von ihm betreute Kundenzeitschrift „Netzwerk“ erhielt die Silbermedaille „Best of Corporate Publishing“ bei dem Branchenwettbewerb des Forum Corporate Publishing – ebenso wie das „FREELENS Magazin“. Zehn Jahre agierte Manfred Scharnberg als Chefredakteur des „FREELENS Magazin“, das er für den Fotografenverband FREELENS konzipierte. Von 1998 bis 2000 übernahm er die Geschäftsführung des Fotografenverbandes „FREELENS e.V“ , setzte sich für die Interessen von Fotojournalisten durch die Orgnisation von Demo-Aktionen, rechtlichen Auseinandersetzungen und Fotokongressen ein. Die Fotos von Manfred Scharnberg waren und sind nicht nur in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, inzwischen bringt er als Kurator ausgezeichnete Fotografinnen und Fotografen in Veranstaltungen zusammen.
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